Die bestickte Tischdecke


(Robert Reid, "Wunder der Weihnacht", Gerth Medien), Buchbestellung hier möglich


Eine wahre Weihnachtsgeschichte

 

Ein paar Wochen vor Weihnachten traten ein Pastor und seine Frau ihren ersten Dienst an. Sie sollten eine Kirche am Rand von Brooklyn wieder eröffnen und waren begeistert über die Möglichkeiten, die sich ihnen boten. Als sie die Kirche in Augenschein nahmen, bemerkten sie, dass sie ziemlich heruntergekommen war. Die Renovierung würde viel Arbeit abverlangen, doch die beiden nahmen sich vor, bis zum ersten Gottesdienst an Heiligabend damit fertig zu werden.

Sie arbeiteten hart - reparierten die Sitzbänke, verputzten und strichen Wände - und waren schließlich am 18. Dezember fertig. Ein Tag später setzte ein heftiger Sturm ein, der zwei Tage anhielt und von starken Regengüssen begleitet war. Am 21. Dezember fuhr der Pastor wieder zur Kirche. Mit Schrecken stellte er fest, dass das Dach undicht geworden war und sich an der Wand direkt hinter der Kanzel der Putz gelöst hatte. Eine große Lücke entblößte genau in Augenhöhe das Mauerwerk. Der Pastor wischte den zerbröckelten Putz weg und fuhr nach Hause. Ihm würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als den ersten Gottesdienst zu verschieben.

 

Auf dem Heimweg bemerkte er, dass eine örtliche Firma eine Art Flohmarkt für Wohltätigkeitszwecke veranstaltete, und hielt an. Nach einiger Zeit fand er eine besonders schöne handgefertigte, elfenbeinfarbene Tischdecke - sorgfältig gearbeitet und in der Mitte mit einem Kreuz bestickt. Sie hatte genau die richtige Größe, um die hässliche Stelle in der Wand zu überdecken. Nachdem er sie gekauft hatte, kehrte er zur Kirche zurück.

 

Inzwischen hatte es angefangen zu schneien. Eine ältere Dame auf der anderen Straßenseite versuchte, gerade noch den Bus zu erreichen. Vergeblich. Der Pastor lud sie ein, in der warmen Kirche auf den nächsten Bus zu warten, der erst in 45 Minuten kommen sollte. Sie setzte sich in eine der Bänke und achtete nicht auf den Pastor, der inzwischen eine Leiter und Werkzeug holte. Nachdem er die Tischdecke an der Wand befestigt hatte, staunte er, wie herrlich sie aussah und wie gut sie die hässlich Stelle überdeckte. Dann bemerkte er plötzlich, dass die Frau durch den Gang nach vorn kam. Ihr Gesicht kreidebleich.

 

"Pastor", fragte sie, "woher haben Sie denn diese Tischdecke?" Als der Pastor es ihr erklärt hatte, bat ihn die Frau, in der unteren Ecke nachzusehen, ob dort die Initialen EBG eingestickt waren. Tatsächlich, es waren ihre Initialen!

Vor 35 Jahren hatte sie die Tischdecke in Österreich gestickt. "Ich kann es kaum fassen, dass Sie nach so vielen Jahren gerade hier an meine Tischdecke gekommen sind", rief sie aus. Dann erzählte sie ihm, dass sie und ihr Mann vor dem Krieg in Österreich gelebt hatten. Als die Nazis kamen, musste sie das Land verlassen. Ihr Mann sollte eine Woche später folgen. Doch sie wurde gefasst, ins Gefängnis gesteckt und sah ihren Mann und ihr Haus nie wieder.

 

Der Pastor wollte ihr das Tischtuch zurückgeben, aber sie bat ihn, es für die Kirche zu behalten. Dann beharrte er darauf, sie nach Hause zu fahren. "Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann", versicherte er. Also brachte er sie in ihre Wohnung in einem anderen Stadtteil. Nur an diesem Tag war sie in der Gegend der Gemeinde gewesen, um zu putzen.

 

Am Heiligabend erlebte die Gemeinde einen herrlichen Gottesdienst. Die Kirche war fast voll, die Musik und die Atmosphäre waren großartig. Am Ende des Gottesdienstes wünschten der Pastor und seine Frau am Ausgang allen ein gesegnetes Fest, und viele sagten, dass sie wiederkommen würden.

Als die anderen Besucher gegangen waren, blieb ein älterer Mann aus der Nachbarschaft mit starrem Blick in der Kirchenbank sitzen. Der Pastor wunderte sich, warum er nicht aufbrach. Schließlich fragte der Mann:

 

"Wo haben sie denn diese Tischdecke her, die dort an der Wand hängt?" Und er fuhr fort: "Sie sieht genau aus wie eine Tischdecke, die meine Frau vor vielen Jahren gemacht hat, als wir noch in Österreich lebten. Wie kann es nur zwei so ähnliche Tischdecken geben?" Dann erzählte er, wie die Nazis gekommen waren und er seine Frau gedrängt hatte, sich in Sicherheit zu begeben. Eigentlich hatte er ihr kurz darauf folgen wollen, aber dann war er verhaftete und ins Gefängnis gesteckt worden. In den vergangenen 35 Jahren hatte er seine Frau und sein Haus nicht wieder gesehen.

 

Der Pastor bat den Mann, eine kleine Fahrt mit ihm zu machen. Sie fuhren in einen anderen Stadtteil - zu demselben Haus, zu dem der Pastor drei Tage zuvor gefahren war. Er half dem Mann die Treppe hinauf in den dritten Stock bis zum Apartment der Frau, klopfte an die Tür - und er erlebte das herrlichste Weihnachtswiedersehen, das er sich je vorstellen konnte.

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